May 11, 2009

ARCHITEKTUR MUSS BRENNEN


Flammenflügel | photo by Coop Himmelb(l)au
image source | 1980


Wie beschissen die 70er Jahre waren, kann man auch aus den ver-
klemmten Architekturprojekten lesen.
Die Umfrage und Gefälligkeitsdemokratie lebt hinter Biedermeierfas-
saden.
Wir aber haben keine Lust, Biedermeier zu bauen. Nicht jetzt und zu
keiner anderen Zeit. Wir haben es satt, Palladio und andere histori-
sche Masken zu sehen. Weil wir in der Architektur nicht alles das aus-
schließen wollen, was unruhig macht.
Wir wollen Architektur, die mehr hat. Architektur, die blutet, die er-
schöpft, die dreht und meinetwegen bricht. Architektur, die leuchtet,
die sticht, die fetzt und unter Dehnung reißt. Architektur muß schluch-
tig, feurig, glatt, hart, eckig, brutal, rund, zärtlich, farbig, obszön, geil,
träumend, vernähend, verlernend, naß, trocken und herzschlagend
sein. Lebend oder tot. Wenn sie kalt ist, dann kalt wie ein Eisblock.
Wenn sie heiß ist, dann so heiß wie ein Flammenflügel.

Architektur muß brennen.


© COOP HIMMELB(L)AU, ARCHITEKTUR MUSS BRENNEN (1980)



"OMA/Koolhaas' CCTV" | photo by Alfred Cheng/Reuters
image source | via archidose | FEB 2009



Zaha Hadid's Guangzhou Opera House | photo by 史大林
image source | via Kazys Varnelis | MAY 2009